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Cesare Ripa

du 24 au 26 septembre à l’Université d’Heidelberg

lundi 4 mai 2009, par Blandine Perona

Cesare Ripa und die Begriffsbilder der Frühen Neuzeit

Datum : 24. - 26. September 2009

Ort : Universität Heidelberg

Internationaler Workshop, veranstaltet von der Max Planck Research Group ’Das
wissende Bild’ (PD Dr. Michael Thimann, Kunsthistorisches Institut in
Florenz) und der Nachwuchsgruppe ’Prinzip Personifikation’ (Dr. Cornelia
Logemann, Universität Heidelberg, Transcultural Studies Program)

Um eine berühmtes Wort von Gottfried Benn abzuwandeln, könnte man Cesare Ripa
als zentrales "Durchkreuzungs- und Ausstrahlungsphänomen" für die
Bilddebatten der Frühen Neuzeit beschreiben. Im Hinblick auf den älteren
Allegoriediskurs und seine bildlichen Traditionen liefert Ripa mit seiner
Iconologia (1593 ; illustriert ab 1603) erstmals den Versuch einer
Systematisierung von Personifikationen, der er zugleich eine veritable
Theorie des Bildermachens selbst beigibt. Durch die Verbindung
bildpraktischer Ansprüche mit einer differenzierten theoretischen Reflexion
wird die Iconologia zu einem Schlüsselwerk der Bilddiskurse in der Frühen
Neuzeit.
Ohne Frage geht es Ripa nicht nur um die Sammlung und Ordnung des vorhandenen
Wissens über Personifikationen und allegorische Darstellungen, sondern auch
um eine Systematisierung dieses Wissensgebiets im Medium des gedruckten und
später auch illustrierten Buches. Gerade die ubiquitäre Verfügbarkeit, die
sich in zahlreichen Neuauflagen, Übersetzungen, Bearbeitungen und Umformungen
bis in das 19. Jahrhundert niederschlägt, macht die Iconologia zu dem wohl
einflussreichsten Bildtext der Frühen Neuzeit. Diese Bedeutung Ripas ist
allgemein akzeptiert, doch verwundert, wie gering der bisher geleistete
Forschungsaufwand ist, seine epochale invenzione einer Bildenzyklopädie der
Personifikationen wissensgeschichtlich, poetologisch und bildtheoretisch zu
untersuchen.
Dabei bietet Ripas Iconologia zahlreiche Anknüpfungspunkte für
anthropologische Fragestellungen, welche die Form und Funktion von Bildern in
der visuellen Kultur der europäischen Neuzeit betreffen. Wie gelingt es Ripa
theoretisch und praktisch, abstrakte Begriffe in anthropomorpher Gestalt zu
visualisieren - grundlegender : wieso wurde die Bebilderung seiner
Ausführungen überhaupt notwendig, war doch die Iconologia zunächst ohne
Illustrationen wirksam ? Und warum ist ihm das Bild des Menschen dabei
unverzichtbar - ist dies als eine Form visueller Kontingenzbewältigung zu
deuten, indem der stetig anwachsende Vorrat an Zeichen und Symbolen durch
Personifikationen neu verortet werden konnte ? Warum wird die Dingwelt - im
Gegensatz zu den Emblem- und Impresentheorien der Frühen Neuzeit - bei Ripa
explizit zum Attribut anthropomorpher Repräsentationen degradiert ? Berührt
Ripas Bildtheorie in ihrer Anthropozentrik Grundfragen der europäischen
Bildkultur, die erst die Moderne mit ihrer Inszenierung eines radikalen
Bruches zunächst nach 1800, dann aber vor allem im 20. Jahrhundert obsolet
gemacht hat ?

Der Workshop möchte die Beiträge zu Problemen von Personifikation und
Allegorie ganz bewusst um den zentralen Fokus Cesare Ripa herum gruppieren,
denn Ripa reflektiert seinerseits ältere Traditionen von Begriffsbildern und
bildtheoretischen Konzepten, andererseits erweitert er - als
Zukunftsperspektive - den allegorischen Bildbestand mit seiner Technik des
bildlichen Definierens ins Unendliche. Damit mag er zugleich die
Auflösungserscheinungen des Darstellungsprinzips Personifikation bedingen,
erlaubte die von ihm geleistete Erfindungsarbeit doch nachfolgenden
Generationen einen unmittelbaren Zugriff auf bereitstehende Bildformen, die
nun mittels Kombination verwertet werden konnten. Zugleich hat Ripa mit
seinen Begriffsbildern die entscheidende Fährte für die ikonologische
Interpretation in der Kunstgeschichte gelegt, die erst jüngere Ansätze zum
Problem der Repräsentation, z. B. Louis Marins Poussin-Lektüren,
grundsätzlich kritisch hinterfragt haben. Die Beschäftigung mit Ripa ist also
immer auch die Beschäftigung mit dem eigenen Standpunkt als Kunsthistoriker,
dem Bild rational und diskursiv fassbare Botschaften und Bedeutungen
entlocken zu wollen.

Folgende thematische Komplexe bieten sich für Referate und Diskussionbeiträge an :

1. Cesare Ripa - Person und Kontext : Neue biographische Evidenz ? Ripas
Verhältnis zur Bilddebatte der katholischen Reform, seine Verortung im
geistlichen Umfeld und als Gelehrter

2. Ripas Theorie des Bildes : Der aristotelische Akt des Definierens ; Bild und
Wirklichkeit : Ripas Auffassung von der Naturnachahmung ; die Frage nach der
Angemessenheit und damit Wirksamkeit von Symbolen, Bildliche Kombinatorik :
Ein Prinzip barocker Bild- und Kunsttheorie ; Anthropozentrik als Grundproblem
des vormodernen Bildes in Europa - Vorbilder und Parallelerscheinungen

3. Ripa und die Bildpraxis der Frühen Neuzeit : Die Illustrationen der
Iconologia ; Die Iconologia als Bildenzyklopädie - Alphabet und Ordnung ; Ripas
Spur : Übersetzungen, Bearbeitungen, Kommentare ; Eine allegorische Wende im
Historienbild des 17. Jahrhunderts ? Die longue durée von Ripas
Bilderfindungen (z.B. um 1800) ; Winckelmanns Ripa-Kritik und der Versuch
einer Allegorie (1766)

Referatsvorschläge in Form eines einseitigen Exposés werden bis zum 30. Mai
2009 erbeten an :

Cornelia Logemann (logemann@uni-heidelberg.de) ’Prinzip Personifikation’

Michael Thimann (thimann@khi.fi.it) ’Das wissende Bild’

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